CAMILL LEBERER – Glashaut
16. Januar — 14. Februar 2021
Städtische Galerie
Camill Leberer (geboren 1953) lebt und arbeitet in Stuttgart. In seinen Werken verbinden sich Malerei und Skulptur, sich überlagernde Farbflächen treten in ein spannungsvolles Verhältnis zu den Objektkörpern aus Metall und Glas, die als Bildträger dienen. Transparenz und Dichte schaffen ein Wechselspiel von Offenheit und Geschlossenheit, von Raum und Fläche. Das Licht in seiner Immaterialität spielt eine herausragende Rolle, indem seine Reflexion Räumlichkeit erzeugt und in eine lebhafte Beziehung mit dem sehenden Auge tritt. Betrachter*innen der Wand-, Boden- und Sockelarbeiten werden unweigerlich veranlasst, ihre Position mehrfach zu ändern, um deren plastisch-räumliche Erscheinung im Fluss der Bewegung zu erleben. Durch ihre Aktion wird ihre wesentliche Rolle als Wahrnehmende deutlich.
In den mit der Flex bearbeiteten Metallflächen entsteht der Eindruck von Räumlichkeit, sodass die Grenzen zwischen objektiver und virtueller Tiefe zu verschwimmen scheinen. Eine weitere Spielart der Entgrenzung entsteht durch Spiegelungen auf Glas, das die Umgebung reflektiert und aufnimmt. So arbeitet Leberer für die Ausstellung in Tuttlingen unter anderem mit Vitrinen, die einen klar umgrenzten Raum einnehmen, eine Trennung zwischen Innen und Außen schaffen und dennoch visuell durchlässig sind. Sie enthalten Blätter mit Texten und Gedichten des Künstlers, die formal als Rechtecke in die kulpturale Komposition eingehen und inhaltlich einen prachlich-poetischen Raum erzeugen, den Leser*innen – in Entsprechung zum plastischen Raum – auf ihre eigene Art und Weise entschlüsseln.
Eröffnung
Freitag, 15. Januar 2021, 19 Uhr
Lesung mit Camill Leberer
Freitag, 29. Januar 2021, 19 Uhr
Unter der Haut | Poesie-Workshop und Lesung
Freitag, 5. Februar 2021, 19 Uhr
MELANIE LACHIÈZE-REY
20. Februar – 21. März 2021
Kunstkreis Tuttlingen e.V.
Melanie Lachièze-Rey schreibt über Ihre Arbeit: „Meine organischen Formen, die meist Symmetrien enthalten, gehen aus Linien hervor: Linien, die sich ununterbrochen im Raum entwickeln, bewegen – und sich materialisieren. Die Praxis des Zeichnens erlaubt mir dabei, in völliger Freiheit nach diesen Formen zu suchen, ohne mich (schon) um die Zwänge der dritten Dimension zu kümmern. Schicht für Schicht werden die Formen aus Sperrholzplatten gebaut: geschnitten, geleimt, genagelt, bis die Formihre Gestalt annimmt. Alle Schritte der Konstruktion bleiben sichtbar unter dem transparenten und glänzenden Lack, der ihre Oberfläche wie eine Haut überzieht und vereint.
Die Formen dieser Objekte, die sich in den Raum des Betrachters einschreiben, sind essentiell enigmatisch, ”nicht-figurativ” und ”nicht-bestimmt”. Bei einer Begegnung provozieren sie (zunächst) Assoziationen, individuelle Reflexe des Wiedererkennens und Einordnens mit Hilfe von Repräsentationen.
Im Ausarbeiten einer Form und bei der Suche nach ihr versuche ich intuitiv, eine Formzu finden, die vielfältige Assoziationen zulässt, diesen jedoch immer aufs Neue entgleitet. Sie kann so den Betrachter – über diese Assoziationen hinaus – zur Kontemplation der Form selbst bringen: zu ihrer Singularität, ihrer schweigenden Fremdheit, zu ihrem Enigma.
Das Sichtbare ruft mit den Assoziationen Repräsentationen über die Sprache hervor und suspendiert sie zugleich. In diesem Widerstreit und aus ihm heraus können diese organischen Formen, diese Objekte die Sprache überschreiten, womöglich überwinden oder zumindest verwirren und trüben, um ihre reine ontologische Kraft zu zeigen.“
Eröffnung
Freitag, 19. Februar 2021, 19 Uhr
DIETLINDE STENGELIN – Zeittiefe
27. März – 2. Mai 2021
Städtische Galerie
Dietlinde Stengelin ist insofern eine klassische Malerin, als sich ihre künstlerische Arbeit durchgängig auf dem Viereck des Bildes abspielt. Die Möglichkeiten der Malerei sind für sie etwas Unerschöpfliches in all ihren zeitlosen Genreswie Porträt, Akt, Stillleben, Natur und Mythologie. Mit großer Phantasie und viel Freiheit interpretiert sie diese auf neue Art und stellt unter Beweis, dass Verwandlungskraft keine Grenzen kennt. Ohne Scheu nimmt sie sich der großen Themen und kunsthistorischen Vorbilder an, schafft etwas Neues und Einmaligesund lässt unsin den gemalten Schichten und collagierten Elementen sowohl in inhaltlicher als auch zeitlicher Hinsicht in ungekannte Tiefen blicken. Im Entstehungsprozess ihrer Bilder setzt sie die Mittel Farbe, Form und Linie so ein, dass diese einen visuellen Eigenwert haben und poetisch-assoziative Räume eröffnen. Farbe spielt für sie die zentrale Rolle, mit deren Suggestivität und Ausdruckskraft weiß sie differenziert und feinfühlig umzugehen.
Dietlinde Stengelin kam 1940 in Tuttlingen zur Welt und erlebte dort als Heranwachsende die Nachkriegszeit. Die Erfahrung der Knappheit weckte in ihr die Sehnsucht nach Öffnung des Horizontes. Der Besuch der Sommerakademie in Salzburg sowie die Ermutigung durch Oskar Kokoschka motivierten sie zum Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, das sie 1965 als Meisterschülerin von Georg Meistermann abschloss. Der mit der Verleihung des Villa Romana-Preises verbundene Italienaufenthalt im Jahr 1966 inspirierte sie nachhaltig.Die Ausstellung mit ausgewählten Werkbeispielen von damals bis heute zeigt, dass über die Jahrzehnte mit sicherem Gespür und ungebrochener Offenheit ein künstlerisches Oeuvre von Abwechslungsreichtumund großer Lebendigkeit des Ausdrucks entstanden ist.
Eröffnung
Freitag, 26. März 2021, 19 Uhr
Künstlergespräch
Sonntag, 18. April 2021, 11 Uhr
Konzert-Performance mit Ingrid Schorscher
Freitag, 30. April 2021, 19 Uhr.
ULRICH J. WOLFF – LebensWelten
8. Mai – 13. Juni 2021
Kunstkreis Tuttlingen e.V.
In Ulrich J. Wolffs Unikat-Radierungen findet sich der Betrachter unmittelbar vor einer massiven Häuserwand einer undefinierten Großstadt wieder. Oder aber er steht auf dem Gipfel eines Berges oder mitten in einemkargen, verschneiten Wald und blickt zwischen den Baumstämmen hindurch in die verschwommene Weite. Es sind Perspektiven, die der Künstler auftut, Perspektiven, die unangenehm, wenn nicht sogar unheilvoll anmuten, auf der anderen Seite jedoch auch durch ihre Mystik eine unheimliche Anziehungskraft besitzen. Dominiert werden sie von einem schwarzen, trüben Zustand. Die Unschärfe der Bilder suggeriert eine verschwommene Momentaufnahme, die wie der menschliche Blick nie in der Lage ist jeden Punkt in seinem Blickfeld zu fokussieren.
Grundlage der Arbeiten Wolffs sind Fotografien von Landschaft oder Architektur. Diese Fotografien werden dekonstruiert, indemviele Details verschwinden. Die Folge ist eine Anonymisierung des Sujets. Lichter werden zu punktuellen Unterbrechungen der Dunkelheit, die Architektur der Häuser zu einemunklaren Raster, Bäume zu einer vertikalen Taktierung des Bildes. Der tristen Farblosigkeit stehen eingefügte Farbfelder gegenüber, die die oft tiefe Schwärze und bedrückende Anmutung des Motivs formal lindern, sie damit aber dem Betrachter noch viel bewusster und erfahrbarer machen.
Eröffnung
Freitag, 7. Mai 2021, 19 Uhr
WILHELM MORAT – SCHWEBENDE KONSTELLATION
Kunstkreis Tuttlingen e.V.
19. Juni – 18. Juli 2021
Die Materialität des Papiers zu verstehen und es selbst herzustellen, gehört für Wilhelm Morat zum künstlerischen Schaffensprozess und ist integraler Bestandteil seiner Arbeit. Dazu stellt er das Papier mit eigens dafür angebautem Flachs und Hanf in seiner Papiermühle her und erforscht die Materialeigenschaften des Naturfaserstoffes. Gezielt setzt er die Erkenntnisse für seine ästhetischen Vorstellungen ein. Es entstehen Wand- und Bodenobjekte sowie freischwebende Objekte, die sich durch die Raumthermik bewegen und so immer neue Konstellationen generieren.
Wilhelm Morat lebt und arbeitet als freischaffender Papierkünstler in Titisee-Neustadt. Er hat an der PH Freiburg Kunst und Deutsch studiert. Durch seine rege nationale und internationale Ausstellungstätigkeit haben zahlreiche Werke einen Platz in öffentlichen und privaten Sammlungen gefunden. Zuletzt hat er 2014 den Naturenergie Förderpreis in Bernau erhalten.
Eröffnung
Freitag, 18. Juni 2021, 19 Uhr
„Papier zu werden ist eine Ehrfurcht gebietende Sache. Menschen betrachtet diese Wandlung genau.“
Makōto Ooka
BERNAR VENET – Reliefs
24. Juli – 12. September 2021
Städtische Galerie
Die Galerie der Stadt Tuttlingen zeigt eine Retrospektive der Reliefarbeiten des berühmten französischen Künstlers Bernar Venet mit Werkbeispielen von 1961 bis heute. 1941 in Château-Arnoux-Saint-Auban in Südfrankreich geboren, wurde Bernar Venet schon in den 1960er Jahren in der New Yorker Avantgarde-Szene bekannt. Unter Einbeziehung von Mathematik und wissenschaftlicher Sprache war er einer der Mitbegründer einer neuen und radikalen Kunst und ist der Konzeptkunst zuzuordnen. Seit seinen Reliefs aus Pappe sowie seinem berühmten „Tas de charbon“, der ersten Skulptur ohne spezifischer Form, finden seine in konsequenten Werkserien stets weiterentwickelten Skulpturen bis zum heutigen Tag große Beachtung in der Kunstwelt. In den 70er Jahren entstanden Holzreliefs – Bögen, Winkel und Linien – sowie seine ersten „Indeterminate Lines“, und 1979 wurde Venet durch die Nationale Kunststiftung der USA ausgezeichnet. In dieser Zeit liegen auch die Fundamente für seine aktuellen Wandarbeiten aus Stahl, die er „Continuous Curves“ nennt.
In den vergangenen Jahrzehnten hatte Venet Einzelausstellungen in Europa, den USA, Südamerika und Asien, und er war in der Kasseler Documenta (1977) sowie den Biennalen von Paris, Venedig und São Paolo vertreten. Er ist der international meistgezeigte Künstler Frankreichs und schuf u. a. in Auckland, Austin, Berlin, Denver, Genf, Neu-Ulm, Köln, Nizza, Paris, Shenzhen, San Francisco, Seoul, Tokio und Toulouse permanente Skulpturen im öffentlichen Raum.
Eröffnung
Freitag 23. Juli 2021, 19 Uhr
Bernar Venet liest aus seiner Poesie
Samstag, 24. Juli 2021, 11 Uhr
SHINROKU SHIMOKAWA
18. September – 17. Oktober 2021
Kunstkreis Tuttlingen e.V.
Shinroku Shimokawa ist 1979 in Japan geboren. Er studierte Bildhauerei in Tokio und Stuttgart. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist der Stein. Neben dem Stein hat er eine große Leidenschaft für die Natur und Naturphänomene. Er experimentiert in der Bildhauerei und beobachtet Prozesse. Seine Arbeiten sind geprägt von einem großen Verständnis für das Material und handwerklichem Können. Gleichzeitig beschäftigt er sich immer wieder frisch und beobachtend mit Neuem oder stellt Bekanntes und Beständiges wie den Stein oder die Bildhauerei in Frage.
Japanische Tradition und Perfektion verbinden sich mit zeitgenössischen Fragen an die Kunst. Ganz klassisch interessiert er sich für den Stein. Dieser dient aber nicht nur als Material einer Formgebung. Er ist vielmehr Inhalt von Versuchsanordnungen einer künstlerischen Feldforschung über Materie. Sein Gewicht, seine Dichte, Geschichte und Zeit sind Untersuchungsgegenstand des japanischen Künstlers. Dieser lotet die Vielschichtigkeit des Materialsaus. Neben Stein arbeitet er mit Wasser und Licht, Erde und Holz. Die Bildhauerei und der scheinbar beständige Stein sind nicht vollendet. Die Ergebnisse seiner Arbeit liegen zwischen klassischer Steinskulptur, performativem Untersuchen, Video und Fotografie.
In der Ausstellung des Kunstkreis Tuttlingen e.V. zeigt der Künstler ein breites Spektrum seines Werkes. Den Besucher erwarten bisherige Arbeiten sowie speziell für Tuttlingen entwickelte Skulpturen.
Eröffnung
Freitag, 17. September 2021, 19 Uhr
DANIEL BEERSTECHER – Walk-in-time
23. Oktober – 5. Dezember 2021
Städtische Galerie
Im Rahmen des Skulpturenprojektes DONAUGALERIE 2019 der Stadt Tuttlingen war Daniel Beerstecher als lebendige Skulptur 60 Tage lang in einem meditativen „Slow Walk“ unterwegs. In extremer Langsamkeit bewegte er sich der Donau entlang von Donaueschingen nach Tuttlingen und von hier weiter zum Skulpturenpark des Vereins „Friends of Tower Ateliers“ in Neuhausen ob Eck. Auf der Startbahn des dortigen Flugplatzes endete sein ca. 42 Kilometer langer Marathon der Langsamkeit.
Im Zentrum der Ausstellung in Tuttlingen stehen die im Zusammenhang mit der Performance entstandenen Editionen „Walk in Time I & II“, die insgesamt 120 Bilder umfassen. In diesen wird das in seiner Art einzigartige Projekt „Walk-in-Time“ intensiv beleuchtet und in den Zusammenhang mit seinem bisherigen Werk gestellt. Dieses berührt die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Daseins mit seiner herkömmlichen Ordnung, in der es darum geht, alles effizienter zu gestalten und sich selbst zu optimieren. Als ein Eroberer des Unmöglichen und scheinbar Unnützen machte Beerstecher bereits vor der Slow-Walk-Performance Wanderprojekte, wie etwa eine Tour zu Fuß im Business-Anzug durch die einsame Landschaft Lapplands („Hugo Boss/Sarek“, 2005), das Durchwandern der Sahara mit einem Surfbrett unter dem Arm („Sand am Meer“, 2010) und eine Landtour in Patagonien mit einem Segelboot auf Rädern („The conquest of the Useless“, 2014). Als Ergebnis seiner Aktionen entstanden Filme, Fotos oder Installationen, von denen die Galerie der Stadt Tuttlingen eine Auswahl zeigen wird.
Eröffnung
Freitag, 22. Oktober 2021, 19 Uhr
Vortrag von Daniel Beerstecher
Freitag, 12. November 2021, 19 Uhr
Geführte Entschleunigung und achtsames Wandern im Donautal mit Daniel Beerstecher
Samstag, 13. November 2021, 10 –16 Uhr
Daniel Beerstecher führt durch seine Ausstellung
Sonntag, 14. November 2021, 11 Uhr
Geführte Entschleunigung mit Achtsamkeitsübungen mit Daniel Beerstecher
Freitag, 19. November 2021, 19 Uhr
In Kooperation mit dem Verein „Friends of Tower Ateliers“ e.V.
JAHRESAUSSTELLUNG 2021
Neue Arbeiten von Künstlern aus der Region
11. Dezember 2021 – 2. Januar 2022
Städtische Galerie
Im Rahmen der traditionellen Jahresausstellung der Galerie der Stadt Tuttlingen sind Künstler der Region im Umkreis von 50 km sowie Mitglieder des Kunstkreises Tuttlingen e.V. eingeladen, sich mit ihren neuen Arbeiten zu bewerben. Über die Zulassung zur Ausstellung entscheidet eine jährlich unterschiedlich besetzte, unabhängige Jury, die sich aus Mitgliedern des Gemeinderats und Vertretern des Kunstlebens zusammensetzt. Hieraus resultiert eine abwechslungsreiche Schau, die dem Besucher Einblick in das reiche und vielfältige Kunstschaffen in der Region vermittelt.
Eröffnung
Freitag, 10. Dezember 2021, 19 Uhr